Teacher, da du dir diesen Beitrag gewünscht hast, hier ist er:
Studenten
Den typischen Durchschnittsstudenten stelle ich mir chronisch pleite vor. Ich glaube, es gibt viele, sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, wie eben in der Schule auch.
Ich hoffe sehr, dass man auch gemeinsam lernt und nicht jeder ein „Einzelkämpfer“ ist.
Und ich hoffe noch viel mehr, dass die Lehramtsstudenten ihr Studium aus Überzeugung anfangen und wirklich Lust haben zu studieren.
Und ich glaube, dass viele Studenten auch „bluffen“.
Professoren & Vorlesungen
Die Professoren stelle ich mir irgendwie alt vor. ^^
Aber ich glaube, es gibt auch sicher viele „junge“ Profs. Ich denke, dass die Profs auch sehr unterschiedliche Charaktere haben. Sie sind hoffentlich gebildet, haben Freude an ihrer Arbeit mit den Studenten und sie sollten schon wissen, wie es auch in der Praxis aussieht.
Ich denke, dass die Profs hohe Anforderungen haben und viel Eigeninitiative von den Studenten erwarten. Ich hoffe natürlich sehr auf interessante, lehrreiche Vorlesungen, in denen ein umfangreiches Wissen vermittelt wird.
Und ich glaube, dass in den Vorlesungen meistens eine Powerpoint-Präsentation oder eben die Tafel benutzt wird. Die Vorlesungen stelle ich mir so vor:
Der Prof hält seinen Vortrag, die Studenten sind interessiert und schreiben selbstständig mit und ab und zu werden die Studenten auch mit in die Vorlesung einbezogen. Ich kann mir allerdings auch das komplette Gegenteil davon vorstellen: Der Prof hält seinen Vortrag und alle Studenten sind mit Facebook beschäftigt.
Studieninhalt
Ich denke, dass manches, was im Studium gelehrt wird, in der Praxis (bei mir eben die Schule) nicht anwendbar ist bzw. dass man Dinge lernt, die man (oder ich) wohl nie wieder brauchen wird. Es wäre schon schön, wenn mein Studium etwas Praxisnähe hätte.
Die Studenten, mit denen ich mich unterhalten habe, hatten sehr unterschiedliche Ansichten. Daher denke ich das Studium wird eine Mischung aus Theorie & Praxis, einerseits einfach, andererseits kompliziert. Und ich glaube, man muss als Student viel selbst erarbeiten.
Chemiestudium:
Ich glaube, man bespricht bestimmte Theoriekapitel in den Vorlesungen, den Rest erarbeitet man sich zu Hause und dann geht man ins Labor, führt Experimente durch und schreibt dazu Protokolle.
Englischstudium:
Irgendwie habe ich die Vorstellung, dass der Prof die Vorlesung auf Englisch hält und alle Studenten verstehen (fast) nichts… =/
Die Uni
Einen Teil der Uni habe ich ja schon gesehen und sie ist einfach toll! Viele Gebäude sind neu, es gibt eine gute Ausstattung, die Hörsääle haben Fenster, es gibt eine große Bibliothek, eine große Mensa, es gibt viele Vorlesungsräume, aber alles ist überschaubar, die Fakultäten sind ohne Probleme auch zu Fuß erreichbar und man fühlt sich auf Anhieb in der Uni wohl.
Ich bin begeistert. =)
Studentenleben
Alle Studenten wohnen in WGs oder in Studentenwohnheimen und zum erstem Mal nicht mehr im Hotel Mama. Ich denke, viele Studenten arbeiten neben dem Studium und verbringen viel Zeit in der Bibliothek und gehen oft auf Partys.
Ich hoffe sehr, dass man auch genug Freizeit hat. Die letzten drei Jahre am Gymnasium hatte ich eher wenig Zeit für mich selbst oder um mich mir Freunden zu treffen. (Meinen Mitschülern ging es natürlich genauso.) Ich hoffe, dass ist jetzt anders.
Susi-q - 12. Dez, 18:01
Ich treffe Frau Herz.
„Und was macht Angel jetzt?“, fragt sie mich neugierig. „Sie wollte doch Medizin studieren?“
„Ja, aber sie wurde nicht zugelassen.“
„Scheiße.“ Frau Herz ist enttäuscht. „Aber sie will doch schon seit Jahren Ärztin werden?“
Frau Herz kennt Angel sogar noch länger als ich. Und Angel wollte schon immer Ärztin werden. Es ist ihre Berufung.
Und das aus folgendem Grund:
Als Angel 4 Jahre alt war, hatte sie einen schweren Unfall und lag wochenlang im Krankenhaus. Jeden Morgen kam der Arzt zu ihr und hat nach ihr gesehen und die 4-jährige, kleine Angel hat sich ihren Tropf genommen und ist mit dem Onkel Doktor auf Visite gegangen. Sie ist ihm immer hinterher getapst und hat dem Arzt über die Schulter gesehen. Seitdem fühlt sie sich dazu berufen.
Aber sie hat bis jetzt keinen Studienplatz. Und warum nicht?
Weil das Einzige was wirklich zählt, Noten sind. Da entscheidet man einfach nur anhand von Zahlen über das Talent und die Zukunft von Menschen.
Und Angel wäre mit Sicherheit und ohne Zweifel eine super Ärztin.
Wenn sie die Chance dazu bekäme.
Doch so leicht gibt ein Engel natürlich nich auf. ;-)
Sie wird sich zum Sommersemester wieder für Medizin bewerben.
Ich hoffe, sie bekommt noch die Möglichkeit Medizin zu studieren.
Es ist einfach DAS Richtige für sie.
Sonst würden wir eine erstklassige Ärztin verlieren.
Und wie viele andere junge Menschen bekommen auch nicht die Chance sich so zu entwickeln wie sie es sich wünschen?
Und außerdem brauche ich doch (später) als Lehrerin eine anständige Ärztin!
Und wer wäre für den Job der Ärztin besser geeignet als Angel?
Susi-q - 23. Nov, 23:19
Eine Woche später mache ich mich wieder auf den Weg zu Herr Schussel.
Ich bin etwas zu früh dran und laufe durch das Schulgebäude. Wie es der Zufall so will begegne ich Frau Schmidt. Ich gehe mit ihr in ein Vorbereitungszimmer und sie fertigt Kopien an. Sie bereitet gerade eine Weiterbildung vor. Einige andere Kollegen müssen sich in das Fach Deutsch einarbeiten (weil die Deutschlehrer fehlen) und verzweifeln daran.
Daher darf Frau Schmidt jetzt ihre Kollegen dabei unterstützen.
Wir unterhalten uns ein wenig, dann muss sie leider los.
Es klingelt zum Ende der Stunde. Schüler laufen aus dem Zimmer von Frau Herz. Ich stell mich in die Tür. Frau Herz schaut durch das Zimmer und entdeckt mich.
„Na Hallo Susi-q!“ Sie freut sich mich zu sehen.
Wir reden übers Studium. Sie erzählt mir von ihrer Studienzeit.
Ich begleite sie zum Lehrerzimmer und erzähle ihr von meinem Praktikum.
„Frau Herz, gestern hatte ich meine erste Vertretungsstunde!“
„Und? Wie war’s?“
„Naja, ich war in einer 6. Klasse und ich dachte, da sind die ja noch klein, süß und lieb…“
Frau Herz bricht in Lachen aus. Ich weiß, ich bin naiv.
„Und jetzt sind sie nur noch „und“?“, fragt sie mich immer noch lachend.
„Mmh.“ Es ist ein bisschen deprimierend.
„Und dabei war es nur die Hälfte der Klasse!“
Wieder lacht sie. Ich würde mich gerne noch stundenlang mit Frau Herz unterhalten, aber langsam muss ich los.
Kurze Zeit später mache ich mich auf den Weg zu Herrn Schussel, dem alten Erpresser. Ich betrete das Zimmer, die anderen Schüler sind schon da und besetzen die letzten Reihen. Herr Schussel steht hinter dem Lehrerpult und kramt in seinen Unterlagen. Ich stelle meine Tasche auf einen Tisch. Herr Schussel schaut mich an und fängt an zu lächeln. Er scheint sich wirklich zu freuen mich zu sehen.
Kurze Zeit später experimentiere ich mit Richard und der kleinen Teufelin. Mein Lieblingsexperiment: Der Ammoniak-Springbrunnen mit Luminolreaktion. Der leuchtet im Dunkeln. Sieht einfach klasse aus. Zufällig standen im Schrank im Vorbereitungszimmer noch die Lösungen, die ich vor einem Jahr angefertigt habe. Ich erkläre Richard die Reaktion und er führt das Experiment durch. Er macht das toll.
Eine Stunde später geht die Tür auf: und Angel beehrte uns mit ihrer Anwesenheit. Ich bin so froh, dass sie hergekommen ist. Seit diesem Zeitpunkt gab es keine Minute mehr, in der wir beide nicht gelacht haben. Wir hatten nur Blödsinn im Kopf und super viel Spaß.
Ich habe mich wieder gefühlt wie 16. =) Das hat mir richtig gut getan.
Das Ganze ist schon ein paar Wochen her und ich habe die Hälfte schon wieder vergessen.
Irgendwann sind die Schüler gegangen und Herr Schussel hat uns alleine im Zimmer gelassen. – Böser Fehler! ;-)
Zuerst haben wir etwas aufgeräumt, aber dann hat uns irgendwie eine sinnvolle Beschäftigung gefehlt und wir haben nur Quatsch gemacht. Angel schnappte sich ein Stück Kreide und schrieb an die Tafel: „Wir waren hier!“ Jetzt wollte ich auch noch was ranschreiben. Wir verschönerten die Tafel und haben sie zugemacht. Ich hätte zu gern Herrn Schussels Gesicht gesehen, als er am nächsten Morgen im Unterricht die Tafel geöffnet hat.
Man kann sich nicht vorstellen wie wir darüber gelacht haben.
Als Herr Schussel uns allein ließ, hat er übrigens seinen Schlüssel vergessen. Ist ja nichts Neues bei ihm. Angel hat ihn dann versteckt. ;-)
Als unser Schussel dann zurück war, hat er sich aber noch eine halbe Stunde mit uns unterhalten (und aufgeräumt) bis er seinen Schlüssel vermisst hat.
Er hat im Keller mit zwei Schülerinnen versucht aus Angels Notizen schlau zu werden. Er hat versucht die richtigen Konzentrationen von 7 verschiedenen Lösungen zu berechnen, und genau genommen war das umsonst, denn diese Lösungen stehen im Schrank.
Und er ist absolut begeistert von der neuen AG-Gruppe. Leider ist er da der Einzigste. Und er merkt es nicht. Er findet diese Diktatur von Markus super, weil es nach seiner Aussage „funktioniert und keiner beschwert sich“. Ich dagegen sehe, wie sehr die anderen Schüler darunter leiden. Herr Schussel merkt, dass wir beide nicht so begeistert von Markus sind. Er will wissen warum. Wir schweigen. Ich habe beschlossen mich da vollkommen raus zu halten. Wenn die Schüler ein Problem damit haben, sollen sie selbst mit Herr Schussel reden. Außerdem will ich Herrn Schussel kleine heile Welt nicht kaputt machen.
Plötzlich sucht Herr Schussel seinen Schlüssel.
„Scheiße“, sagte er verzweifelt, „jetzt weiß ich auch nicht, ob ich meinen Schlüssel zuletzt hier oben hatte oder ob ich ihn mit runter genommen habe…“
„Wo haben Sie ihn denn zuletzt gesehen?“, versucht Angel ihn auf die Sprünge zu helfen.
Manchmal sind wir echt böse. Aber es ist einfach zu komisch.
Meine Mimik ist für Herrn Schussel ein offenes Buch. Er durchschaut mich bzw. uns sofort. „Sie haben ihn versteckt! Los, geben Sie ihn her!“, sagt er und hält mir fordernd seine Hand entgegen. Aber diesmal habe ich ihn nicht. Angel gibt ihm seinen Schlüssel zurück und wir brechen beide in Lachen aus. Wir hätten ihn auch nicht lange danach suchen lassen, nur so ein bisschen… Angel hatte den Schlüssel aber immerhin 30 Minuten in der Hand gehalten, dass Herr Schussel das nicht gesehen hat, wundert mich schon. Später gingen wir drei runter in ein Vorbereitungszimmer. Herr Schussel möchte Angel noch ein altes Lehrbuch geben.
„Das Ernährungslehre-Buch ist sowieso ein halbes Kochbuch“, sagt Angel.
Herr Schussel ist wohl etwas verwirrt: „Wer hat das gesagt?“.
Ich schaue ihn irritiert an. „Na Angel!...Oder hören Sie noch andere Stimmen?“
Danach sind wir Herrn Schussel bis zum Lehrerzimmer hinterhergedackelt.
Er packte seine Sachen zusammen und hat sein Pausenbrot in den Müll geworfen.
„Erzählen Sie das bitte nicht meiner Frau!“ - „Was denn?“ Ich war gedanklich gerade weg. „Gut, sie hat es nicht mitbekommen.“ Angel lacht. „Aber iiich! Herr Schussel, was bekomme ich jetzt dafür, dass ich es ihr nicht sage?“
So ging das noch eine Weile hin und her, Herr Schussel hat dann noch eine geraucht und wir drei haben uns voneinander verabschiedet.
Susi-q - 22. Nov, 22:33
Ich komme 15 Minuten vor der ersten Stunde in die Schule. Die Schulleiterin kommt auf mich zu und fragt, ob ich die 9. Klasse die ersten beiden Stunden in Deutsch beaufsichtigen könnte. Klar, kein Problem.
Die eine Hälfte der Klasse ist im Informatikzimmer und sucht etwas aus dem Internet. Ich sitze mit der anderen Hälfte im Klassenzimmer und schaue zu, wie sie sich Notizen zu Lessings Leben machen. Die Schulleiterin muss irgendwas erledigen und hat mich mit der 9. allein gelassen.
Die Schüler sollen sich nur das Wichtigste aus der dreiseitigen Kopie herausschreiben.
Ein Schüler ist nach kurzer Zeit fertig. Er hat die Aufgabe sehr minimalistisch erledigt und sich ganze 5 Stichpunkte gemacht. Ich schaue sie mir an und weise ihn auf ein paar weiter Dinge aus Lessings Leben hin. Einsichtig macht er sich weitere Notizen.
Für Deutsch kann ich mich überhaupt kein bisschen begeistern. Aber da muss ich jetzt durch.
Dafür arbeiten die Schüler vorbildlich, ich bin doch sehr positiv überrascht.
Nach einer halben Stunde kommt die Schulleiterin wieder und holt die Gruppe aus dem Informatikzimmer zu uns und der Rest geht mit mir an die Laptops.
„Frau Susi-q, was sollen wir jetzt machen?“
Gute Frage. Ich gehe schnell zurück und frage nach.
Ich wiederhole die Aufgabe.
„Können Sie das bitte anschreiben?“
Meinetwegen. Die Schüler sollen herausfinden, wann die Epoche der Aufklärung war, welche Ziele es gab, wie sie sich entwickelt hat und wie man Lessing in diese Zeit einordnen kann.
Während die Schüler suchen, stelle ich mich ganz hinten hin, um eine gute Sicht auf die Bildschirme zu haben. 15 Minuten lang arbeiten sie still vor sich hin.
Dann bemerke ich wie ein Junge in der ersten Reihe sich auf anderen Seiten herumtreibt.
Ich laufe zu ihm: „Bist du schon fertig?“
Er bejaht und zeigt mir seine Aufzeichnungen.
Ganz zufrieden bin ich noch nicht. „Die Aufklärung war in der frühen Neuzeit. Aha. Und welches Jahrhundert ist das jetzt genau?“
„Jaaa…ok“, sagt er und sucht noch mal auf Google.
Ich schaue weiter. Zwei Jungs schauen Videos auf youtube.
„Jungs, das sieht aber nicht aus wie Lessing.“
„Das ist seine Tochter!“
Natürlich. Ähnelt eher Lady Gaga, aber egal. Sie schließen die Seiten und arbeiten weiter.
Ich gehe nach hinten und bemerke wie sich David auf einem sozialen Netzwerk herumtreibt.
David finde ich süß. Er ist relativ klein für sein Alter und mit seinen langen blonden Haaren sieht er richtig knuffig aus. ^^
Trotzdem ermahne ich ihn. Er schließt die Seite, dreht sich zu mir um und schaut mich ganz unschuldig an.
Max scheint auch schon fertig zu sein und unterhält sich mit seinen Mitschülern.
Ich werfe einen Blick auf seine Notizen.
„Max, wann war denn die Aufklärung?“
„7. Klasse. Biologie“, antwortet er mir trocken.
Ich: „Such mal bei Google.“
Er tippt Aufklärung bei Google ein und will schon den ersten Treffer anklicken (Wikipedia).
„Stopp! Scrolle mal runter…da, der dritter Link. Und jetzt aufschreiben.“ Hinter dem 3. Link steht die exakte zeitliche Einordnung.
Ich gehe weiter. Ein Junge in der letzten Reihe meldet sich. Ich setze mich neben ihm auf einen Stuhl und schaue mir seine Notizen an. Sieht wirklich gut aus. Ich weise ihn auf die Zusammenhänge hin. Er ist schlau und hat es schnell kapiert. Die Aufgabe hat er erledigt, aber er hat noch 5 Minuten Zeit. Spontan entschließe ich mich ihm eine extra Aufgabe zu geben. „Such mal bei Google nach Kant + Aufklärung.“
„Was ist Kant?“
„Ein Mensch.“ =)
Er hat eine passende Seite gefunden und ich zeige ihm Kant’s Wahlspruch. Schadet ihm ja nicht, wenn er es mal gehört hat.
Frau Schmidt, meine ehemalige Deutschlehrerin, wäre in dem Moment bestimmt total stolz auf mich. Wir haben das so oft besprochen, ich kann es nicht schon nicht mehr hören.
Aber das hat schon Spaß gemacht mit der Klasse. Die haben sich aber auch anständig benommen.
Um auch mal anderen Unterricht mit zu sehen, habe ich mich entschlossen nach der Frühstückspause mit zu Physik zu gehen.
Herr M. kommt ins Lehrerzimmer und holt seine Sachen.
Ich: „Herr M., ich komme jetzt mit zu Ihnen.“
Er zuckt kurz mit den Schultern. Dann schaut er mich an und
zwinkert mir zu: „Und? Wo gehen wir hin?“ XD
Im Lehrerzimmer in der Pause:
Frau P.: „Also Frau E., die Samantha aus der 8. saß gerade in meinem Unterricht und hat die ganze Zeit mit ihrem Handy gespielt…“
Frau E. meint darauf dezent ironisch: „Wie? Und da hast du sie dabei gestört?! Frau P., deine Schüler könnten es so schön haben, wenn du sie nicht ständig mit irgendwas nerven würdest.“
Ich begleite Frau E. zum Englischunterricht in die 8. Klasse. Oskar hat gute Laune und kommt mit. Er legt sich im im Klassenzimmer vor die Tür oder neben das Lehrerpult und schläft. Wenn die Schüler zu laut sind, ist er allerdings schnell genervt und haut ab.
Frau E. hat mal wieder etwas vergessen und läuft noch mal ins Lehrerzimmer. Die Schüler haben inzwischen eine Aufgabe bekommen und arbeiten auch daran.
Nach einer halben Stunde Unterricht klingelt Philips Handy. Seine Mama ruft an, weil sie vor der Schule auf ihn wartet. Sie ist extra hergekommen, um ihm die Hausaufgabe vorbei zu bringen, die er zu Hause vergessen hat. Er läuft schnell runter.
Das wäre meinen Eltern nicht mal im Traum eingefallen.
Ich beobachte Samantha, die mir schon in Physik aufgefallen ist. Sie hat die ganze Stunde wirklich nur gestört und genervt. Selbst ihre Mitschüler haben sich schon zu ihr umgedreht und sich beschwert. Der Physiklehrer hat ihr Verhalten konsequent ignoriert.
Jetzt beobachte ich Samantha in Englisch. Sie verhält sich unauffällig und arbeitet interessiert mit. Wie macht Frau E. das nur?? Natürlich frage ich sie.
Frau E.: „Ich begegne den Schülern immer mit Respekt und zeige ihnen, dass ich sie schätze. Aber ich mache auch deutlich, was ich von ihnen erwarte und dann arbeiten sie fast schon freiwillig, weil sie sich beweisen wollen.“
Frau E. hat es einfach drauf.
Zur Mittagspause durfte ich die Kinder auf dem Schulhof beaufsichtigen.
Es waren aber nur die 5., 6. und 9. Klasse.
Ein paar Mädchen malen mit Sraßenkreide auf dem Parkplatz.
Ein Mädchen erzäht mir: „Bei uns da war mal so eine Baustelle und da konnten die Autos nicht mehr durch die Straße fahren und dann haben wir die Straße bemalt.“
„Das ist doch schön.“ Wie oft ich früher auf den Straßen gemalt habe…
„Ja, aber ganz viele Leute haben mit uns geschimpft.“
Leute gibt’s… Lasst die Kinder doch Kinder sein und die Straße bemalen.
Die Jungs können sich normalerweise auf dem Schulhof super beschäftigen: es gibt eine Tischtennisplatte und einen Fußballplatz. Dummerweise ist der Fußball gestern über das Schulgelände geflogen und eine alte Dame, die das Fußball spielen der Jungs gestört hat, hat den Ball aufgehoben und mit in ihre Wohnung genommen. Und dann öffnete sie ihr Fenster und ruft frech raus: „Na dann sucht mal schön den Ball!“
Es ist ihr auch immer zu laut. Ja, damit muss man rechnen, wenn man direkt neben einer Schule wohnt. Soll sie doch ihr Hörgerät leiser machen.
Über solche Leute kann ich mich echt aufregen. Die Jungs spielen für ihr Leben gern Fußball und ich finde es eine super Pausenbeschäftigung für sie. Da können sie sich wenigstens richtig austoben.
Jetzt fehlt den Jungs allerdings ein Fußball oder eine andere sinnvolle Beschäftigung.
Sie missbrauchen einen leeren, alten Joghurtbecher als Ball und kicken ihn über den Hof.
Können sie von mir aus machen, tut ja niemanden weh.
Ich laufe über den Hof zur 6. Klasse und komme gerade richtig. Alex ist auf einem Baum geklettert und jemand hat ihn geschubst und jetzt hat er Schmerzen in seiner Schulter. War ja eigentlich alles nur Spaaaaß, sagen die Jungs. Große Tränchen rollen Alex übers Gesicht und jetzt bekommen die Anderen ein schlechtes Gewissen. Sie entschuldigen sich und diskutieren, und 10 Minuten später ist die Welt wieder in Ordnung.
Ich schaue wieder zu der 5. Klasse. Die Mädels unterhalten sich übers Schwimmen und möchten gerne von mir begleitet werden. Hach, sind sie süß. Aber nein, ich gehe nicht mit ihnen zum Schwimmen.
Plötzlich höre ich Sarah neben mir sagen: „Naja, wir sind ja alle nicht gerade die Schlankesten.“ Das aus dem Mund einer 10-jährigen. Und die Mädels in der 5. sehen alle völlig normal für ihr Alter aus.
Die Pause ist fast zu Ende und die Jungs haben aufgehört mit ihrem Joghurtbecher-Fußball-Spiel. Nur denkt keiner von ihnen daran, den Becher in den Müll zu werfen.
„Max, mein Lieber, da hinten ist ein Mülleimer, würdest du bitte den Joghurtbecher wegwerfen?“ Max ist auch in der 5. Klasse und ein niedliches Kerlchen. Seine Art ist einfach goldig und ich bin richtig vernarrt in ihn. Jetzt schaut er mich mit seinen großen Kulleraugen ganz erschrocken an: „Bekomme ich jetzt die ganze Schuld alleine???“ Er ist einfach zu süß.
„Neeeiiinnn, aber irgendjemand muss ihn ja wegwerfen.“ Brav hebt er den Becher auf und läuft zum Mülleimer. Ich gehe in den hinteren Teil des Schulhofes und schicke alle Schüler wieder rein zum Unterricht. Ich bin für diesen Tag fertig und fahre nach Hause.
Susi-q - 13. Nov, 21:57
Englisch. 6. Klasse.
Bisher habe ich mir Englischunterricht (bzw. Nachhilfe) nicht zugetraut. Jetzt schon.
Optimistisch betrete ich das Zimmer. Die Hälfte der Kinder geht zu Mathe, der Rest hat das Vergnügen mit mir. =)
Im Nachhinein betrachtet würde ich einiges anders machen. Aber das ist sicher immer so.
Ich schreibe meinen Nachnamen an die Tafel, damit ich nicht
x-mal gefragt werde.
„Dürfen wie uns so hinsetzen wie wir wollen??“
Für die restlichen 30 Minuten, warum nicht. Ich will mal nicht so sein. (Das war wahrscheinlich mein erster Fehler)
Es wird schnell ruhig und ich kann anfangen.
Frau E. hat mir 2 Arbeitsblätter gegeben und sagte, ich könnte mit einer Wiederholung anfangen. Das tue ich auch. Die Kinder sind ruhig, hören zu und arbeiten mit.
Eine traumhafte Arbeitsatmosphäre.
Danach teilte ich die Blätter aus und sah mir das Blatt mit den Kindern zusammen an. Die Kinder haben sich oft gemeldet, um die Sätze vorlesen oder ins Deutsche übersetzen zu dürfen.
Ha, ich bin voll die geborene Lehrerin! =D
Dachte ich.
Bis dahin lief es auch wirklich super, aber dann…
Ich hoffe, es lag vor allem an der Aufgabe (Sätze schreiben!) und der völlig fremden Unterrichts-Situation. Der zweite Teil der Stunde war aber eine echte Bewährungsprobe für mich.
Plötzlich waren die Kleinen alles Andere als lieb.
Ein Mädchen stellte ihre Cornflakes vor sich auf den Tisch und fing an zu essen. Ich bemerke das und denke, das ist doch nicht ihr Ernst. So souverän wie möglich gehe ich zu ihr, sage ihr toternst, dass sie sich die Cornflakes nach der Stunde bei mir abholen kann und stelle sie auf das Lehrerpult. 10 Minuten lang saß sie absolut fassunglos auf ihrem Platz und hatte einen Gesichtsausdruck der sagte: „die böse Frau hat mir mein Essen weggenommen, was soll ich jetzt nur tun?“ Ein Junge in der letzten Reihe malte die restliche Zeit lang auf seinem Hefter, mit der Begründung „er findet keine Sätze.“ Ich bleibe ganz ruhig und gebe mir Mühe, ihn zum Schreiben zu motivieren, aber vergeblich.
Die 4 Jungs auf den vorderen Plätzen quatschen auch ständig, aber immerhin schreiben sie ab und zu ein paar Sätze. Die 3 Jungs am Fenster sind auch sehr beschäftigt, nur nicht mit der Übung. Einer hat auf die Rückseite seines Blattes ein paar Brüste gezeichnet, was sehr zur Belustigung seiner Freunde geführt hat. Es schien ihm aber doch ein bisschen peinlich zu sein, dass ich seine Zeichnung sehe und hat sie später wegradiert. Er hat sich angeblich auch schwer mit den Sätzen getan.
„Ok, pass auf: ich bleibe jetzt so lange bei dir, bis du einen Satz gefunden hast!“
„Ok“, sagt er und setzt sich direkt gerade hin, schaut konzentriert auf seinen Zettel und sucht angestrengt nach einem Satz. Er liest ihn stückchenweise laut vor.
„Und was musst du bei der Verbform beachten?“
„-ing!“
„Richtig! Aufschreiben!“
Ich schaue wieder zu den Anderen. Ein Mädchen meldet sich. Ich laufe zu ihr hin und helfe ihr. Sie ist eine von den 4 Schülern, die ruhig und konzentriert arbeiten.
Ich hoffe das ist ein Zeichen dafür, dass ich nicht ganz versagt habe. ^^
Aber es ist echt schwierig, auf 15 Kinder gleichzeitig zu achten. Und das war ja nur die Hälfte der Klasse. Ich kann mir geregelten Unterricht mit 30 Kindern momentan nur schwer vorstellen.
Aber das kommt sicher mit der Zeit und der Erfahrung.
(Hoffe ich...)
Jetzt haben mir die 15 auch schon gereicht, wie sehr die ihre Grenzen ausgetestet haben… aber trotzdem habe ich gespürt, dass ein gewisser Respekt da war.
Irgendwann klingelte es, und darüber war ich mit Sicherheit mehr erleichtert als die Kinder. xD
Außer vielleicht das Cornflakes-Mädchen, die beim Klingeln aufgesprungen ist und als Erstes zum Lehrerpult lief, um ihre Cornflakes wieder zu holen. Nur irgendwie habe ich dieses schlechte Gefühl, als hätte ich auf ganzer Linie versagt…
Was solls, ich denke positiv: alle haben es überlebt (auch ich) und sind unverletzt.
(Stunden)Ziel erreicht!
Susi-q - 10. Nov, 22:28
Der Titel sagt doch eigentlich schon alles, oder? ^^
Aber von vorn:
Am Mittwoch war ich in der 1. Stunde wieder in der 5. Klasse.
Sie hatten ihre erste Stunde bilingual Sport.
Die Lehrerin fing mit einfach Aufforderungen und Spielen an. Zum Beispiel: Throw the ball! Run to the blue line! Make a circle! Etc.
Den Kindern hat es super viel Spaß gemacht. Ich bin auch richtig begeistert.
Wenn ich nicht so unsportlich wäre, würde ich das auch gerne mit den Kindern machen.
Nach Ende der Stunde ging ich wieder ins Lehrerzimmer… und direkt zur nächsten Stunde mit Frau E. in die 10. Klasse. Mit der 10. hat sich meine ehemalige Chemielehrerin 2 Tage zuvor ja sehr schwer getan.
Mit der Englischlehrerin war es komplett anderer Unterricht. Die Schüler waren konzentriert und haben ruhig gearbeitet.
Nach der Stunde musste ich natürlich fragen, wie sie das macht.
„Frau E., sind die bei Ihnen immer so….lieb?“
„Ja. Bei der Klasse ist das Problem, dass es ihnen schwerfällt, sich lange zu konzentrieren. Deswegen mache ich viele kleine Übungen und Dinge, bei denen sie sich mal unterhalten können. Und dann können sie auch wieder ruhig arbeiten.“
Das habe ich auch beobachtet. Abwechslungsreicher Unterricht – so einfach und so effizient.
„…Also meinst du, ich kann noch eine Weile Lehrerin bleiben?“
Ich: „Auf jeden Fall!“
„Hach, schön!“
Nach der 6. Stunde fuhr ich zu meiner alten Schule, eigentlich wollte ich nur die kleine Feuerteufelin besuchen, bevor ich nach Hause fahre. Eigentlich.
Zuerst begegnete mir Nadine.
„Und Nadine, wie ist es denn jetzt in unserer AG? Vermisst ihr uns?“
„Ja! Jetzt ist so…naja…. .“ Sie wirkt unglücklich wegen der AG.
Genau wie die kleine Feuerteufelin. Aber warum?
Dann läuft mir Maik über den Weg. Wir sind vielleicht manchmal etwas aneinander geraten, aber wir haben uns trotzdem ganz gut verstanden. Auch er scheint alles andere als glücklich über die neue Chemie-AG zu sein. Und er sagt, er vermisst Angel und mich. Das hätte ich nie erwartet. Kann es denn jetzt so schlimm in der AG sein?
Wir unterhalten uns, als Herr Schussel aus dem Schulgebäude kommt. Zum Rauchen, was sonst.
Ich: „Hallo Herr Schussel! Ich komme heute zur AG, ok?“, sage ich aus Spaß. Er grüßt mich und geht weiter.
Die kleine Feuerteufelin läuft mir auf ihrem Weg zu Sport über den Weg. Lieder hat sie eigentlich keine Zeit, die Pause ist sehr kurz. Und zur AG kommt sie heute auch nicht.
Herr Schussel kommt wieder um die Ecke.
„Was machen Sie jetzt?“
Ich bin verwirrt. „Wie, was mache ich jetzt? Ich fahre nach Hause.“
„Ich dachte, Sie wollten zur AG kommen?“
„Das war ein Witz, Herr Schussel.“
„Nein. Sie müssen heute kommen. Sonst bin ich deprimiert.“
Er steht niedergeschlagen neben mir, nicht fröhlich-aufgedreht wie er sich sonst immer gibt.
Mein Mitgefühl überkommt mich. Ich kann Herrn Schussel doch nicht einfach so stehen lassen!
Um nicht 2 Stunden warten zu müssen, gehe ich mit Herrn Schussel zu seinem Unterricht in der neuen 11. Direkt anfangen kann er aber nicht, die Klasse ist viel zu sehr von meiner Anwesenheit abgelenkt. Ich habe mich kaum hingesetzt, schon werde ich von allen Seiten mit Fragen gelöchert.
Wer ich bin, was ich hier mache,…
„Herr Schussel stellen Sie sie mal vor!“, wird er von einem Schüler aufgefordert.
„Nein, sie kann sich selbst vorstellen. Nicht, dass ich dann wieder was Falsches sage.“
Das macht mich neugierig.
„Doch, stellen Sie mich mal vor, das würde mich jetzt sehr interessieren was Sie zu sagen haben!“
Er ordnet lachend seine Unterlagen und schüttelt deutlich den Kopf. Ich warte ab, doch er reagiert nicht. Na gut, ich stelle mich der Klasse vor und komme mir total albern dabei vor. Ich sage, dass ich Lehramt studieren werde.
„Welche Fächer?“
„Ratet mal!“
„Chemie!“ – „Richtig! Und als Zweitfach?“
„Mathe!“
„Deutsch?“
„Nein.“ Kommt überhaupt nicht in Frage.
„Englisch?“
„Genau. So Herr Schussel, jetzt können Sie ja mit dem Unterricht anfangen…“
Er hält die gleiche Stunde wie bei mir vor drei Jahren. (Soweit ich mich daran erinnern kann.) Auch die Kopie ist die Gleiche. Die erste Stunde war fast schon ein bisschen langweilig. Obwohl ein Schüler ernsthaft gefragt hat, ob sie die R- und S-Sätze auswendig lernen müssen. …. *grins*
Die zweite Stunde war interessanter: Die Schüler mussten Kupfersulfat in Wasser lösen und anschließend die Lösung solange erhitzen, bis das Wasser verdampft ist.
Ja, ok, das ist jetzt nicht besonders spannend, aber die meisten Schüler standen zum ersten Mal im Labor und haben auch zum ersten Mal experimentiert.
Die Schüler ziehen ihre Kittel und Schutzbrillen an und gehen ins Schülerlabor. Ich stelle mich neben Herr Schussel und wir unterhalten uns nebenbei.
„Herr Schussel, wie viel Wasser müssen wir in das Reagenzglas machen?“, fragt ein Schüler.
„Naja, je mehr Wasser du nimmst, desto länger dauert es bis es verdampft ist“, gebe ich ihm zu bedenken.
Herr Schussel versucht witzig zu sein: „Sie brauchen ganz viel Wasser!“
Der Schüler dreht das Wasser auf und macht das Reagenzglas etwa halb voll. Herr Schussel grinst. Ich schüttel mit den Kopf.
„Susi-q, schauen Sie mal mit, ob die Schüler das richtig machen.“
Herr Schussel geht zu einer Gruppe hin und ich gehe zu der anderen Gruppe.
Auf mich wartet auch schon ein Haufen hilfloser Schüler:
Ein Schüler findet die Schutzbrillen nicht, der Nächste ist Brillenträger und trägt eine Schutzbrille für nicht-Brillenträger, die ihm deswegen auch nicht passt und ein anderer Schüler trägt eine Schutzbrille auf dem Kopf, aber nicht auf der Nase.
Zwei Mädchen stehen vor einem Gasbrenner und trauen sich nicht ihn anzumachen. Vor drei Jahren hatte ich auch Hemmungen. Ich animiere die Mädels und sie schaffen es.
Jetzt stehen sie aber vor dem nächsten Problem: Wie erhitze ich jetzt das Wasser richtig über dem Brenner???
Eins der Mädchen hat das später richtig professionell gemacht. Ich war echt beeindruckt und habe sie das auch wissen lassen.
Herr Schussel machte dann schon wieder Witze: „Wer das Wasser aus dem Reagenzglas verschüttet, bekommt eine 5.“
10 Sekunden später hat ein Schüler das Wasser zu schnell erhitzt und es spritzt aus dem Reagenzglas. Erschrocken geht er einen Schritt zurück. Bei den anderen Schülern ist es das Gleiche. Herr Schussel hat natürlich keine schlechten Noten gegeben.
Die Erkenntnis aus dieser Stunde: Lösungen mit dem Brenner zu erhitzen ist umständlich und eine Sauerei, deswegen benutzen wir ab jetzt ein Wasserbad.
„Hat jemand meinen Schlüssel gesehen??“, schreit Herr Schussel durch das Zimmer. Hektisch rennt er von einem Zimmer ins Nächste. Nothing changed. Er wird es nie lernen.
Ich nehme seinen Schlüssel vom Schrank und klingel mit ihm.
Und warte,bis Herr Schussel angelaufen kommt. Guter Junge. =)
Dann geht’s an aufräumen. Die Reagenzgläser müssen erst abkühlen, sonst platzen sie.
Ein Mädchen schaut mich mit großen Augen an: „Wie lange muss ich denn jetzt warten?“
Ich: „Bis du das Reagenzglas anfassen kannst.“
Ich sehe sofort, sie traut sich nicht. Aber schlau ist sie: „Tom, fass mal an!“, sagt sie und hält ihm das Reagenzglas entgegen. An ihrer Stelle hätte ich es wohl genauso gemacht. =)
15 Minuten später betritt Herr Schussel mit einer Tüte Gummibärchen das Chemiezimmer, indem die neue AG-Gruppe schon wartet.
Ich bin gespannt auf die neue Gruppe. Und ich will wissen, wo das Problem ist. Alle Schüler, die vom letzten Jahr dabei sind, sind unglücklich mit der neuen Gruppe, aber warum hat mir keiner gesagt. Und Herr Schussel ist ja auch unzufrieden. Dieses Jahr sind 14 Schüler dabei. So viele hätte ich nicht erwartet. Dafür ist es auch entsprechend unruhiger und chaotischer. Die Gruppe plant die nächste Veranstaltung. Zu einem Ergebnis sind sie aber noch nicht gekommen und das ist Herr Schussels Problem, die Planung geht ihm zu langsam.
Markus, der Klassensprecher der neuen 11, hat das jetzt in die Hand genommen. Alle Schüler und Herr Schussel sitzen auf den Stühlen. Alle, bis auf Markus, er sitzt auf einem Tisch und steht bzw. sitzt über den Anderen.
Ich halte mich aus allem raus und beobachte die Gruppe... und vor allem Markus. Er stellt seine Idee vor. Einige Schüler bringen Kritik an. Markus lässt aber keine Kritik zu.
Seine Idee basiert auf der griechischen Mythologie. Herr Schussel kennt sich nicht besonders gut damit aus und fragt nach.
Markus: „Sie kennen sich kein bisschen mit der griech. Mythologie aus??“
Sein Unterton hört sich an, als wäre Herr Schussel dumm.
Ich war drei Jahre dabei und ich habe eine Vorstellung davon, was geht und was nicht.
Und so wie er sich das vorstellt, funktioniert das nie im Leben.
Ich sage etwas zu Nadine. Markus spricht mich an und sagt, ich solle meinen Mund halten.
Stattdessen gebe ich ihm Kontra. Er schaut mich böse an.
Richard, der auch neu ist, warnt mich: „Vorsicht! Er kann richtig agressiv werden!“
Ich bin verwirrt, aber lasse mich bestimmt nicht einschüchtern.
Aber ich finde es schade, wie sich das verändert hat.
Letztes Jahr waren wir ein eingespieltes Team, jeder hatte seinen Platz in der Gruppe und Herr Schussel war der Chef. Wir haben uns immer auf das Treffen gefreut, es war unser Highlight der Woche.
Und jetzt sind es 13 nicht besonders glückliche Schüler und Markus spielt den Chef.
Nachdem Markus seine Idee fertig präsentiert hat, beginnen alle zu reden. Herr Schussel fragt mich neugierig: „Und? Kommen Sie zu dieser Veranstaltung?“
Ich bin nicht sonderlich überzeugt von der Idee.
„Ich weiß gerade gar nicht, ob ich überhaupt noch kommen will…“
Ob ich es überhaupt zeitlich schaffen würde, bezweifel ich.
Plötzlich herrscht komplette Stille. Alle haben gehört, was ich gesagt habe und schauen mich an. Markus sieht mich an, als würde er mich am liebsten auf der Stelle erschießen.
Die Anderen scheinen mir das nicht übel zu nehmen, aber mir es doch etwas peinlich.
Herr Schussel erklärt, was die Schüler als Nächstes machen sollen.
Mich betrifft das nicht, also sitze ich auf einem Stuhl und esse Gummibärchen. Wie in den guten, alten Zeiten. =)
Herr Schussel: „Neon, Anne und Richard, Sie experimentieren nach Anleitung von Susi-q!“
Ich drehe mich zu Herrn Schussel um und schaue ihn mit großen Augen an. Davon war aber nie die Rede. Herr Schussel sieht mich hoffnungsvoll an: „Sie bekommen auch ein Snickers.“
Für wie verfressen hält er mich eigentlich? Und sehe ich etwa so aus, als würde ich alles für einen Schokoriegel machen?
Aber wenn ich schon mal da bin…
Es dauert bestimmt 20 Minuten bis wir alles gefunden haben, was wir für den einfachen Ammoniakspringbrunnen brauchen. Ich erkläre alles und lasse Neon das Exeriment machen. Anne und Richard trauen sich nicht richtig. Neon macht das super und wird von den anderen Schülern neugierig beobachtet. Alle sind begeistert. Schüler sind bei Experimenten irgendwie leicht zu beeindrucken. =)
Danach habe ich es Richard auch einmal machen lassen. Wieder klappt es toll. Ihm fehlt noch ein bisschen die Routine, aber er kriegt das hin. Von Richard bin ich begeistert. Er ist richtig lieb und es macht Spaß mit ihm zu arbeiten.
Herr Schussel: „Susi-q, sind Sie nächste Woche auch noch in der Stadt?“
„Ja.“
„Also könnten Sie nächsten Mittwoch noch mal vorbeikommen?“
„Ähm…ich habe da…so einen…Termin.“
Schlecht lügen kann ich auch gut.
Einige Zeit später ist alles aufgeräumt und alle Schüler gegangen. Ich gehe mit Herrn Schussel zum Lehrerzimmer, er hat mir ja auch noch ein Snickers versprochen. =)
Ich: „Herr Schussel, ich hätte da noch ein Bitte….Ich habe Ihnen doch eine E-Mail geschrieben… so vor zweieinhalb….Monaten…“
Herr Schussel: „Ja, ich kümmere mich darum.“
„Ach, die ist angekommen? Also schicken Sie mir die Bilder?“
Herr Schussel: „Kommen Sie nächste Woche zur AG?“
„Schicken Sie mir die Bilder?“
„Wenn Sie nächste Woche zur AG kommen…“
„Herr Schussel, Sie erpressen mich??“ Schon wieder?
„Ja, natürlich, Sie kennen mich doch!“
Susi-q - 25. Okt, 18:41
Ich schaue an den riesigen Plan im Lehrerzimmer, an dem steht welcher Lehrer an welchem Tag zu welcher Stunde welchen Unterricht hält. Neugierig zähle ich die Stunden von Frau E.
(Sie unterrichtet Englisch und Deutsch.) Es sind insgesamt 27 Wochenstunden. Ich weiß, dass das mittlerweile normal ist, aber viel ist es doch trotzdem.
„Frau E., Sie haben aber auch viel Unterricht oder? 27 Stunden?“
„Naja, und dann habe ich jede Woche noch 4 Stunden Neigungskurs irgendwas.“
Das sind über 30 Wochenstunden!
31 Stunden Unterricht + Vorbereitung + Korrekturen + Konferenzen und Ähnliches….
Und als wäre das nicht genug, macht sie neben der Schule mit Oskar eine Ausbildung zum Therapiehund und muss dafür mit ihm viel Trainieren und Bücher lesen und lernen.
Und sie ist auch nicht mehr die Jüngste.
Auf mich wirkt sie auch ein bisschen ausgebrannt.
Was mich jedoch am meisten überrascht hat: Sie ist glücklich.
Sie lacht auch sehr viel und hat eine Menge Humor.
Frau E.: „Es gibt ja viele Lehrer, die nur noch auf ihre Rente warten, aber mir macht die Arbeit Spaß. Ich mache es gerne und ich will es auch noch eine Weile weitermachen.“
Ich bewundere Frau E. zutiefst. Sie ist mit Leidenschaft bei ihrer Arbeit, die Kinder lieben und respektieren sie und wenn für irgendwas in der Schule das Geld fehlt, zückt sie selbstverständlich ihr Portemonnaie.
Frau E. investiert in die Schule: Zeit, Energie, Liebe und Geld.
Ich habe das Gefühl, da ist sie (fast) die Einzige.
Susi-q - 2. Okt, 13:13
Das Praktikum an der Mittelschule macht mir super viel Spaß.
Nach etwa drei Tagen habe ich mich gut eingewöhnt und jetzt fühle ich mich ganz wohl im Lehrerzimmer.
Ich merke auch, dass ich wirklich ernst genommen werde (von den Schülern und den Lehrern). Meine Sichtweise hat sich zu auch stark geändert.
Vor 3 Monaten haben mich meine Lehrer noch mit Spitznamen angeredet und jetzt werde ich von Schülern ganz selbstverständlich gesiezt und mit „Frau Susi-q“ angesprochen. Und im Supermarkt werde ich auch nicht mehr nach meinem Ausweis gefragt. Ich fühle mich alt. =(
Interessant für mich sind die Tiere der Schule: es gibt den Schulhund Oskar, Fische, 3 Hasen (Emil, Pünktchen und Anton) und 2 Meerschweinchen.
Jeden Morgen wenn Oskar mit Frauchen in die Schule kommt, wobei Oskar eher gemütlich schlendert, wird er lautstark von allen Schülern begrüßt. Vor allem die 5.Klässler begrüßen ihn mit einer ausgiebigen Streicheleinheit. Bis die beiden es vom Parkplatz bis ins Lehrerzimmer schaffen, vergehen gute 10 Minuten.
Für jede Woche gibt es 6 Schüler, die Tierdienst haben.
Heißt, sobald sie in die Schule kommen und bevor sie gehen, müssen sie nach den Tieren schauen, ob sie genug Wasser haben etc. und mindestens einmal die Woche den Stall säubern. Die Kinder merken ganz schön schnell, dass das viel Verantwortung und Arbeit ist. Aber in den Pausen dürfen sie dafür auch mit den Tieren spielen und schmusen.
Und die Hasen sind wirklich sehr flauschig. ^^
Über die Ferien dürfen sich die Kinder anmelden, um einen Hasen oder Meerschweinchen mit nach Hause zu nehmen. Hat bis jetzt immer gut funktioniert.
Für die Anschaffung der Tiere bekam die Schule auch ordentlich Geld. Für die Haltung dagegen viiiel zu wenig. …
Jeder Lehrer sponsort daher jeden Monat was dazu.
Die Gespräche im Lehrerzimmer sind für mich auch spannend. Es werden private Sachen beredet, Sachen geklärt, viel diskutiert, viel über Schüler gelästert und und und.
Der Sportlehrer regt sich beispielsweise über seine Klasse auf: „Die einen wollen in der Halle Sport machen, die anderen wollen draußen Fußball spielen, wieder andere wollen in der Schule Karten spielen und der Rest wieder was anderes. Und dann diskutieren die eine halbe Stunde und ich soll die dann alle gleichzeitig beaufsichtigen!“
Die Kollegin neckt ihn: „Also wir sind hier auch an einer Privatschule, die Eltern bezahlen das Schulgeld, da musst du schon ein bisschen flexibel sein.“
Was der Sportlehrer darauf sagte, möchte ich hier nicht unzensiert schreiben.
Aber so habe ich wenigstens viel zu lachen. =)
Langsam lerne ich auch die Namen der Schüler. Einige sind mir schon richtig ans Herz gewachsen. =)
Und am Dienstag hatte ich die ersten beiden Stunden Chemie in der 9. mit Frau Schussel. Davor war ich echt nervös.
Die Stunden fingen mit einem Test an. Tests sind echt langweilig, wenn man sie nicht mitschreiben muss. Ich saß nur da und habe die Schüler beim nachdenken und spicken beobachtet. Frau Schussel hat mir auch einen Zettel mit kopiert, damit ich mir die Aufgaben ankucken kann. Von der Art her war der Test genauso wie die Tests von Herr Schussel. Es gibt 2 Gruppen. Die Aufgabe 1 von Gruppe A ist die selbe wie Aufgabe 4 von Gruppe B und die anderen Aufgaben sind sich auch alle sehr ähnlich.
Nach dem Test wurde es wieder interessanter. Es ging um Nichtmetalloxide und Frau Schussel hat daher Schwefel verbrannt (in einem geschlossenen Gefäß natürlich). Beim Verbrennen saßen alle Schüler mucksmäuschenstill da und schauten total gespannt nach vorn. Sind die süß. Und das nur wegen ein bisschen verbrannten Schwefel.
Vorher fragte sie aber noch nach den Namen der Geräte.
Sie hielt einen Erlenmeyerkolben hoch und fragte die Klasse was das denn ist.
„Ein überdimensional-großes Reagenzglas?“ - stimmt nicht ganz^^
Dann zeigt sie auf einen Gummistopfen.
„Wie heißt das?“
Schüler: „Ein Pümpel?“
Ich will auch so witzige Schüler. ^^
Später werde ich solche Schülersprüche sammeln und ein Buch schreiben.
So wie „Das Vakuum ist ein großer leerer Raum, wo der Papst wohnt – Stilblüten aus Aufsätzen und andere Schülerweisheiten“ von Bernd Brucker.
Ich will hier ja keine Werbung machen, aber beim Lesen des Buches habe ich soviel gelacht… also ich kann es nur empfehlen. =)
Jedenfalls war ich schon nach 5 Minuten Unterricht begeistert von Frau Schussel. Sie ist eine attraktive Frau, macht supertollen Unterricht und hat eine sehr ruhige, gelassene Ausstrahlung.
Das komplette Gegenteil zu unserem nervösen, unruhigen, zerstreuten Professor Herr Schussel. =)
Irgendwann war die Doppelstunde leider vorbei. Ich war unsicher, ob ich mich noch mit Frau Schussel unterhalten sollte.
Ich schlich zu ihr hin. Sie wartete schon mit einem Lächeln auf mich und räumte ihre Sachen auf. Wir unterhielten uns noch ein wenig. Frau Schussel ist wirklich eine Liebe. Und sie hat mir noch liebe Grüße von Herrn Schussel ausgerichtet. Das hat mich total gefreut. Aber ich hätte nicht gedacht, dass ich Herrn Schussel schon am nächsten Tag wiedersehen würde…
Susi-q - 25. Sep, 21:51