Dienstag, 12. Juli 2011

So verbringe ich meinen Sonntag

Ich muss ein paar Dinge mit Herrn Schussel besprechen, aber ich sehe ihn ja nicht mehr in der Schule. Also rufe ich ihn ganz kurz an. Eigentlich mag ich es nicht meine Lehrer anzurufen.
Im nachinein war es aber ganz witzig.
Ich bitte ihn um die Fotos unserer Abschlussfahrt.
„Ich versuche sie morgen mitzubringen, aber ich weiß noch nicht, ob ich es schaffe. Wissen Sie, was ich gerade mache?“
„Will ich das denn wissen?“ Ich habe natürlich keine Ahnung.
„Ich schreibe gerade die Aufgaben für die mündliche Nachprüfung. So verbringe ich meinen Sonntagnachmittag. Toll, oder?“
„Ja. Ich sitze auch gerade an der Slideshow.“ Wieso nur habe ich zugestimmt eine Slideshow für den Abiball zu machen? Mittlerweile bereue ich es ein bisschen.
„Und vorhin habe ich die Sitzordnung für den Abiball festgelegt“, erzählt mir Herr Schussel weiter. „Genau! Ich lese Ihnen den jetzt mal vor und Sie sagen mir, ob das so ok ist“, sagt er begeistert.
Ich: „Eigentlich wollte ich…“
„Gruppe 1“, unterbricht mich Herr Schussel und liest jetzt alle Gruppen vor und erklärt mir, was er bei der Sitzordnung beachten musste und diskutiert, ob sich die Leute miteinander verstehen und so weiter.
Danach erzählt er mir noch, dass er in seinem Arbeitszimmer zwei Schreibtische hat, die voll mit irgendwelchen Papierkram sind und wie lange er letzte Woche Konsultation mit den Prüflingen gemacht hat und was er morgen alles vorhat.
Er hatte echt viel zu erzählen. ^^

Da ich schonmal die Gelegenheit habe, frage ihn etwas.
Es interessiert mich, wie er darüber denkt. Im Studium muss man ja Praktikas an Schulen machen, bei denen man schon versucht zu unterrichten und ich habe überlegt, ob ich dafür nicht nochmal an unsere Schule komme.
„Tja, also“, beginnt Herr Schussel, „die Sache ist nur die, dass man Sie nie als Kollege sehen wird sondern immer als Schülerin… wenn Sie mal so zum quatschen wiederkommen, ist das ja ok, aber wenn Sie dann mit im Lehrerzimmer sitzen und sehen, was da abgeht… die meisten Lehrer sehen das nicht so gern, wenn ehemalige Schüler wiederkommen…
wie bei *irgendein Jungsname*, Sie kennen ihn bestimmt nicht mehr, aber er ist auch wiedergekommen und das ist fürchterlich schiefgegangen… .“
Mir schläft das Gesicht ein. So schlimm hätte ich mir das jetzt nicht vorgestellt.
Gut, dass er meinen Gesichtsausdruck am Telefon nicht sieht.
„…Aber mir ist das eigentlich egal“, sagt er weiter, „von mir aus können Sie gerne wiederkommen und meinen Unterricht haben.“
Damit hat er mich jetzt mehr abgeschreckt als ermutigt. Vielleicht gehe ich doch einfach an eine andere Schule. Ich dachte mir nur ich kenne eine richtig tolle Schule, an der viele, tolle Lehrer sind und es wäre toll, wenn ich von ihnen lernen könnte.
Naja, andere Schulen haben auch gute Lehrer. ;-)

Nach fast einer halben Stunde beenden wir das Gespräch. So viel zu ganz kurz. Am nächsten Tag stehe ich wie von Herrn Schussel angeordnet eine halbe Stunde früher vor dem Lehrerzimmer.
Frau Schmidt bittet mich herein und ich setze mich auf einen freien Platz am Tisch. Ich erkenne Herr Schussels Kaffeetasse auf dem Platz mir gegenüber. Ich fühle mich ein wenig fehl am Platz. Zwei Minuten später kommt Herr Schussel wieder. Er und Frau Schmidt klären noch einiges miteinander, während ich sinnlos dékorativ danebensitze.
Die Zusammenarbeit scheint mir etwas chaotisch, aber die beiden sind niedlich. Wie ein altes Ehepaar.

Nach etwa 30 Minuten sind wir alle in dem Saal, in dem unser Abiball stattfinden wird. Wir setzen uns auf unseren Plätze vor der Bühne und Herr Schussel erklärt noch einige organisatorische Dinge. Anschließend üben wir den Einmarsch zur Eröffnung des Abiballs. Ich sollte zuerst mit Maria einlaufen. Beim ersten Mal hielt sich Herr Schussel die Augen zu. Alle liefen zu schnell und die Abstände waren zu groß oder zu klein. Der dritte Versuch war immer noch schlecht, aber wir hatten keine Zeit mehr zum üben. (Zum Abiball ging dann aber alles gut.)

Anschließend trennten wir uns. Die meisten gingen nach Hause, der Rest zur Schule. Dort wurden die letzten Vorbereitungen für die Bühnendéko beendet, die Schülerrede überarbeitet, die Schülerzeitung fertig geschrieben und die Nachprüflinge büffelten mit Herrn Schussel. Paul, Linda und ich bereiteten den inoffiziellen Teil vor. Gegen Mittag gingen wir wieder nach Hause. Unser Text war noch nicht fertig, aber wir hatten eine Schreibblockade.
Ich fuhr zu meiner WG, um meine letzten Sachen zu holen. Was sich da in 3 Jahren ansammelt, kann man sich kaum vorstellen. Ich schwöre, ich ziehe nie nie wieder in den 6. Stock ohne Fahrstuhl.
Danach fuhr ich nochmal zur Schule und suchte nach Herrn Schussel. Ich wusste ja, dass er heute noch die 7.-8. Stunde Unterricht hat. Eine Gruppe Schüler kam mir entgegen und Herr Schussels Stimme hallte durch den Flur. Ich ging in den leeren Unterrichtsraum bis zum Vorbereitungszimmer.
„Herr Schussel?“
„Ja?“, neugierig schaut er um die Ecke. Er scheint gar nicht überrascht zu sein, mich zu sehen.
Ich halte ihm eine kleine Pipette vors Gesicht.
„Die lag in meiner Handtasche“, sage ich erklärend.
Er lacht, aber fragt nicht weiter nach. Nachdem er sie weggeräumt hat, fragt er mich, ob ich ein altes Chemiebuch haben möchte. Warum nicht? Ich folge ihm zu seinem Zimmer. Er gibt mir ein Buch, ich verabschiede mich und fahre nach Hause.
Angel (Gast) - 15. Jul, 19:51

Warum krieg ich nie alte Bücher geschenkt?
Das ist irgendwie schade!
Naja aber bei euren Telefongespräch hätt ich scvhon gern mäuschen gespielt! Irgendwie fehlen mir jetzt schon unsere gemeinsamen Gespräche.

Das mit dem Paraktikum würde ich mir auch noch mal überlegen, denn Herr Scgussel lässt dich dann bestimmt die ganze Drecksarbeit machen! XD

Susi-q - 16. Jul, 18:05

Wenn du bei dem Gespräch Mäuschen gespielt hättest, hättest du bestimmt nicht mehr aufgehört zu lachen... =)
Ach was, es wird noch viele unserer gemeinsamen Gespräche geben! Aber das mit dem alten Buch bringt mich auf eine Idee... besteht für dich da noch Interesse?? Vielleicht kann ich eins besorgen.

Ich glaube, ich lasse das mit dem Praktikum an der alten Schule... ich trau mich einfach nicht.
Das glaube ich auch. Aber dann wärs ja genau wie früher. *grins*
Angel (Gast) - 26. Jul, 21:11

Altes Buch? Ich bin ganz Ohr..... XD

Ja ich glaub auch da es besser ist, dass nicht zu machen. Die Wahrscheinlichkeit das das nicht gut geht ist einfach viel zu groß!!!!

Ach übrigens! Meine alte Mittelschulklassenlehrerin hat mir eine Glückwunschkarte zum bestandenen Abitur geschrieben! Ist das nicht süß?
Ich frag mich woher sie wusste das ich bestanden hab..... *breit grins*
Susi-q - 28. Jul, 16:17

Das ist ja richtig lieb! =)
Mmh, ich würde jetzt einfach mal vermuten, sie liest Zeitung.
Erinnerst du dich noch an die Pressefotografin? Sie sagte doch, sie fotografieren alle Abiklassen.
Sie hat dich bestimmt auf unserem Foto wiedererkannt.
Ich bringe dir am Samstag mal den Artikel mit. =)

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