Dienstag, 3. Juli 2012

In kurzer Zeit kann sich viel ändern.

Seit ein paar Wochen gebe ich Nachhilfe. Super vorbereitet komme ich heute etwas früher also sonst zu meinen Stunden. Der Chef hat allerdings spontan meinen Plan geändert. Ich „unterrichte“ (wenn man das so nennen kann xD) vertretungsweise eine Schülerin (Sarah) in Chemie. Ganz spontan. Und für die nächsten 3 Wochen.

Wir sitzen nebeneinander am Tisch, ich lege Aufgaben und Schreibzeug auf den Tisch, Sarah dagegen sitzt zurückgelehnt und mit verschränkten Armen da. Neue Lehrerin? Kein Bock. Das hat doch alles keinen Sinn. Ich bin nicht vorbereitet. Sie glaubt, ich bin nicht kompetent genug, um ihr zu helfen. Sie will gehen. Ich bekomme keine Chance von ihr und die Stunde ist zu Ende bevor sie überhaupt angefangen hat.
(Diese Situation war heute echt hart für mich. So extrem abgelehnt zu werden…und wie soll man in solchen Situationen reagieren? Als Lehrer/in? In Erziehungswissenschaft werde ich auf sowas natürlich nicht vorbereitet. Aber das ist ein anderes Thema.)

90 Minuten später…

Sarah hat ein schlechtes Gewissen. Sie glaubt, sie hat einen total schlechten Eindruck bei mir hinterlassen und dass ich sie nicht mag. JETZT sieht sie in mir ihr Vorbild. Sie hat 1000 gute Vorsätze. Sie ist motiviert und ehrgeizig. Und sie freut sich auf den Unterricht bei mir nächste Woche.

Schon irgendwie verrückt.
Edith (Gast) - 12. Jul, 13:22

Wei kam es zu dieser krassen Änderung? Wie bist du an die Sache rangegangen?

Susi-q - 12. Jul, 18:44

Die Situation war sehr schwierig für mich, weil ich nicht weiß, welche Handlungsmöglichkeiten ich eigentlich habe. Und ich hatte ja auch nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken. Im ersten Moment war ich einfach nur sprachlos - es ist ja auch meine Zeit und Arbeit (und meistens hängt da schon eine gewisse Vorbereitungszeit mit dran). Außerdem will ich Lehrerin werden und dann sitzt eine Schülerin vor mir, sieht mich nur 3 Sekunden an und sagt schon, dass sie keinen Bock auf mich hat. War etwas deprimierend so stark abgelehnt zu werden. Und es war schwer das nicht persönlich zu nehmen. Ich sagte dann das, wenn sie keine Lust hat, es auch keinen Sinn macht, sich hier hin zu setzen. Sie könne zum Chef gehen und sich abmelden, wenn sie will. Aber das wollte sie scheinbar noch weniger, als sich mit mir hinzusetzen. Dann haben wir mit einer Aufgabe angefangen und sie hat gemerkt, dass ich "voll Ahnung" habe und echt nett bin. Ich habe sie auch keine Sekunde lang verurteilt und war die ganze Zeit offen und freundlich zu ihr. Und dann sind wir ein bisschen von den Aufgaben abgekommen und haben über ihre Schule geredet und sie hat mich zum Studium ausgefragt und wir haben uns super verstanden. Und nach der Nachhilfe hat der Chef noch mit uns beiden geredet, was sie auch nochmal sehr beeinflusst hat.
Sie hatte einfach (zu) viele Vorurteile mir gegenüber.
Aber sonst ist sie echt eine Liebe.
Ich denke ich würde jetzt auch wieder ganz anders in dieser Situation reagieren.
Und diese Woche war die Nachhilfe super: wir waren sehr produktiv und haben dabei viel gelacht. Und ich habe zum ersten Mal Hausaufgaben aufgegeben. ^^ Aber der Weg zu der Lehrerin, die ich werden will, ist noch seeeehr lang!

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