Der Schussel wieder...
Heute bin ich nach der Schule zu Herrn Schussel und den Schülern der Chemie-AG gefahren. Einige Schüler haben sich angemeldet, um sich die Schule noch einmal anzusehen. Ich komme nur so zum Spaß und weil ich die Schüler der 13. mal wieder sehen wollte. Im Schulhaus treffe ich Frau S., Frau Schmidt und Herrn Engels. Ich finde es schön ehemalige Lehrer wiederzusehen (zumindest die vom Gymnasium). Schade, dass ich Frau Herz nicht gesehen habe. Jedenfalls gehe ich ins Chemiezimmer. Die meisten Schüler kenne ich schon gar nicht mehr und die, die ich kenne, sind nicht da. Bis auf Einer. Und der war nicht besonders nett zu mir.
Nach ein paar Minuten kommt Herr Schussel ins Zimmer. Er erkennt mich trotz neuer Brille und kurzen, gefärbten Haaren sofort, aber mustert mich erstmal sehr genau. Manchmal wüsste ich echt gerne was er denkt. Zumindest scheint er sich zu freuen mich zu sehen.
Irgendwann sind alles Schüler da und beschäftigt und Herr Schussel erzählt mir die Neuigkeiten aus der Schule. Für irgendetwas brauchte er jetzt sein Zeugnis vom Studium.
Eigentlich sollte das niemand sehen. Eigentlich. Ich bin neugierig und frage, ob ich es mir mal anschauen darf. Ohne zu zögern zeigt er es mir. Ich schaue mir die Jahreszahlen an.
„1971“ – „Da bin ich geboren.“ – „Achja!“
So alt ist er jetzt doch noch nicht. Seinen Abschluss hat er 1996 gemacht. Ich kann mir Herrn Schussel mit 25 gar nicht vorstellen. Und seine Noten sind alle gut und sehr gut. Sein erstes Staatsexamen wurde auch mit sehr gut bewertet. Nur Didaktik fande er immer blöd. Ich hätte nicht gedacht, dass er so gute Noten hatte. Herr Schussel schmollt. Wenn ich an meine Noten im Studium denke, komme ich mir gleich ganz schlecht vor.
Als könnte er meine Gedanken lesen, fragt er mich: „Und wie sind Ihre Noten im Studium?“
„Was sagen Noten schon über jemanden aus? Man bekommt am Ende eben seine Punkte und fertig. Da sind doch die Noten gar nicht soo wichtig.“ Er lacht.
Zur zeit sind 2 Studenten an der Schule. Die Eine hospitiert bei Herrn Schussel. Er findet das ein bisschen blöd, weil er sich dann im Unterricht ganz anders verhält, als wenn niemand zusieht.
Und die Andere darf selbst unterrichten, aber eben bei Herrn Engels. Herr Schussel ist ganz neidisch.
„So Eine möchte ich auch haben, die dann für mich Unterricht macht! Also wenn Sie möchten, dürfen Sie gerne meine Stunden haben!“ Das war mir klar. ^^
Wir reden wieder übers Studium. Ich erzähle wie blöd ich das Anorganische Praktikum finde, bei denen man Analysen-Substanzen untersuchen muss. Man muss mehrere blöde Trennungsgänge durchführen, um herauszubekommen, welche Ionen in der Analyse enthalten sind. Und die Nachweise sind reine Glückssache. „Werden die Trennungsgänge heutzutage überhaupt noch so benutzt? Gibt es da nicht bessere Methoden?“ „Das weiß ich nicht, Herr Schussel.“ „Aber Sie müssen das doch wissen, Sie studieren das doch!“
Ich hasse diesen Satz schon jetzt.
„Wenn Sie fertig sind mit dem Studium, dann sage ich das ständig zu Ihnen und Sie werden feststellen, dass Sie nach dem Studium genauso schlau sind wie vorher.“
Herr Schussel war schon immer ein guter Motivator.
Irgendwann ist die Sonne untergegangen und die meisten Schüler sind gegangen. Herr Schussel und ich gehen raus eine rauchen. „Und wie läuft es so bei Ihnen?“, fragt er mich.
„Gut. Bis auf Mathe. Da bin ich durchgefallen.“
Er schaut mich ungläubig an. Ich hatte noch nie Probleme mit Mathe. Nicht mal im Abi, in der Abiprüfung hatte ich eine 1. „Anfang April muss ich zur Nachprüfung.“ „Und was wenn sie da nicht bestehen?“ „Dann fliege ich raus. Also dann ist mein Chemiestudium vorbei.“ „Waaaaaaaaaas? Wegen Mathe??“
Herr Schussel ist schockiert. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich Mathe beim 2. Versuch bestehen werde. Gut, dass ich nicht auf ihn gehört habe und kein Mathe studiere.
Der Hausmeister fährt mit dem Auto an uns vorbei. Was wir noch nicht wissen ist, dass der Hausmeister die Hintertür zugemacht hat, die Herr Schussel absichtlich offen gelassen hat, damit wir wieder rein können. Ein paar Minuten später stehen wir vor der verschlossenen Tür. Herr Schussel hat keinen Schlüssel für das Schulgebäude, obwohl er den Schulleiter mehrmals darum gebeten hat.
„Und was machen wir jetzt, Herr Schussel?“
„Jetzt schmeiße ich Steine ans Fenster.“
Und ich habe gedacht das wäre ein Witz.
Aber Herr Schussel sucht sich wirklich eine handvoll Steine und wirft sie gegen die Fenster. Oder besser gesagt: daneben. xD
Herr Schussel holt noch mehr Steine. Drinnen sind noch mind. 5 Schüler und eine Lehrerin, die uns nicht bemerken. Es ist kalt, ich habe keine Jacke an und friere. Aber ich kann mich kaum halten vor Lachen! Herr Schussel versucht erst die Schüler mit Pfeifen auf sich aufmerksam zu machen. Dann wirft er Steine neben die Fenster. Eine Frau geht mit ihren 3 knöchelgroßen Hunden an uns vorbei. Herr Schussel will gerade einen Stein werfen, als alle Hunde ihn anbellen und auf ihn losgehen. Herr Schussel rennt vor den kleinen Hunden weg und hat sich fast zu Tode erschreckt. Wie sollte ich bei dem Anblick ernst bleiben? Das sind die Momente im Leben, die ich gerne auf Video hätte, um sie mir immer und immer wieder anzusehen. XD
Plötzlich sieht ein Schüler zum Fenster raus. Ich winke wie wild und er öffnet das Fenster. Herr Schussel sagt ihm, er soll uns zum Hintereingang wieder reinlassen. Er geht zum Vordereingang. Dort ist eine Zwischentür, die ins Schloss fällt und ihn auch noch einsperrt. Manchmal ist die Schule wie ein Irrenhaus.
Meine Tante wurde auch mal in der Schule eingeschlossen. Sie hatte keine andere Wahl als im 1. Stock aus dem Fenster zu springen. Dem Hausmeister war das so unangenehm, dass er ihr danach jeden Wunsch erfüllt hat.
Als wir wieder drin sind, hole ich mir gleich meine Sachen. Jetzt sind alle weg außer Herr Schussel und ich.
„Haben Sie Hunger?“ Er bietet mir einen Schokoriegel an. „Ich habe gerade einen Bonbon im Mund. … Aber ich kann mir ja einen mitnehmen.“ =) Ich kann einfach nicht Nein zu Schokolade sagen. „Sie armer Student.“ Herr Schussel hat eben ein Herz für arme Studenten.
Da fällt ihm etwas ein. „Sie haben doch gesagt, Sie haben sich die Vorlesungen schöner vorgestellt.“ „Ja?“ „Das habe ich früher auch gedacht, aber wenn ich jetzt so in einem Hörsaal sitze, dann habe ich dieses Feeling…. Moment mal, Sie sind ja Studentin! Kann ich mal mit zu einer Chemievorlesung?“ „Ja, eigentlich schon. Die Profs interessiert das eh nicht und in dem großen Hörsaal fällt das auch nicht auf. Und es gibt auch viele Studenten, die ihre Freundin mitbringen oder die Mutti oder den Hund… da haben die Profs auch nichts dagegen.“ „Aber da sehe ich so alt aus…“ Plötzlich muss ich mir bildlich vorstellen, wie ich in der Vorlesung neben Herrn Schussel sitze. Verrückt. Und er hat die tolle Idee mit den Chemie-AG Schülern zur Weihnachtsvorlesung zu kommen. Das wäre für die Schüler echt cool.
„Was machen Sie lieber: Chemie oder Englisch?“, fragt Herr Schussel. Wir haben immerhin schon das Schulgebäude verlassen und stehen auf dem Lehrerparkplatz. Herr Schussel zündet sich wieder eine Zigarette an. „Ich mache beides gerne. Nur Erziehungswissenschaft finde ich blöd.“ Er hat dann wirklich noch eine Diskussion über Englisch angefangen, weil er absolut kein Sprachgefühl hat und bei Übersetzungen (wenn er mit seinem großen Sohn Hausaufgaben macht) Wort für Wort übersetzt und das keinen Sinn ergibt und überhaupt hat jedes Wort 300 verschiedene Bedeutungen und und und. Englisch ist für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Und wird es wahrscheinlich auch immer bleiben. Die Diskussion könnten wir sicher noch endlos weiterführen, aber das hat bei Herrn Schussel keinen Sinn. Und es ist schon nach 18.30 Uhr. „Herr Schussel, ich habe das Gefühl wir kommen hier nicht weiter.“
„Da haben Sie Recht. Und ich muss auch nach Hause. Kommen Sie in 2 Wochen wieder?“
Ich glaube schon. ;-)
Nach ein paar Minuten kommt Herr Schussel ins Zimmer. Er erkennt mich trotz neuer Brille und kurzen, gefärbten Haaren sofort, aber mustert mich erstmal sehr genau. Manchmal wüsste ich echt gerne was er denkt. Zumindest scheint er sich zu freuen mich zu sehen.
Irgendwann sind alles Schüler da und beschäftigt und Herr Schussel erzählt mir die Neuigkeiten aus der Schule. Für irgendetwas brauchte er jetzt sein Zeugnis vom Studium.
Eigentlich sollte das niemand sehen. Eigentlich. Ich bin neugierig und frage, ob ich es mir mal anschauen darf. Ohne zu zögern zeigt er es mir. Ich schaue mir die Jahreszahlen an.
„1971“ – „Da bin ich geboren.“ – „Achja!“
So alt ist er jetzt doch noch nicht. Seinen Abschluss hat er 1996 gemacht. Ich kann mir Herrn Schussel mit 25 gar nicht vorstellen. Und seine Noten sind alle gut und sehr gut. Sein erstes Staatsexamen wurde auch mit sehr gut bewertet. Nur Didaktik fande er immer blöd. Ich hätte nicht gedacht, dass er so gute Noten hatte. Herr Schussel schmollt. Wenn ich an meine Noten im Studium denke, komme ich mir gleich ganz schlecht vor.
Als könnte er meine Gedanken lesen, fragt er mich: „Und wie sind Ihre Noten im Studium?“
„Was sagen Noten schon über jemanden aus? Man bekommt am Ende eben seine Punkte und fertig. Da sind doch die Noten gar nicht soo wichtig.“ Er lacht.
Zur zeit sind 2 Studenten an der Schule. Die Eine hospitiert bei Herrn Schussel. Er findet das ein bisschen blöd, weil er sich dann im Unterricht ganz anders verhält, als wenn niemand zusieht.
Und die Andere darf selbst unterrichten, aber eben bei Herrn Engels. Herr Schussel ist ganz neidisch.
„So Eine möchte ich auch haben, die dann für mich Unterricht macht! Also wenn Sie möchten, dürfen Sie gerne meine Stunden haben!“ Das war mir klar. ^^
Wir reden wieder übers Studium. Ich erzähle wie blöd ich das Anorganische Praktikum finde, bei denen man Analysen-Substanzen untersuchen muss. Man muss mehrere blöde Trennungsgänge durchführen, um herauszubekommen, welche Ionen in der Analyse enthalten sind. Und die Nachweise sind reine Glückssache. „Werden die Trennungsgänge heutzutage überhaupt noch so benutzt? Gibt es da nicht bessere Methoden?“ „Das weiß ich nicht, Herr Schussel.“ „Aber Sie müssen das doch wissen, Sie studieren das doch!“
Ich hasse diesen Satz schon jetzt.
„Wenn Sie fertig sind mit dem Studium, dann sage ich das ständig zu Ihnen und Sie werden feststellen, dass Sie nach dem Studium genauso schlau sind wie vorher.“
Herr Schussel war schon immer ein guter Motivator.
Irgendwann ist die Sonne untergegangen und die meisten Schüler sind gegangen. Herr Schussel und ich gehen raus eine rauchen. „Und wie läuft es so bei Ihnen?“, fragt er mich.
„Gut. Bis auf Mathe. Da bin ich durchgefallen.“
Er schaut mich ungläubig an. Ich hatte noch nie Probleme mit Mathe. Nicht mal im Abi, in der Abiprüfung hatte ich eine 1. „Anfang April muss ich zur Nachprüfung.“ „Und was wenn sie da nicht bestehen?“ „Dann fliege ich raus. Also dann ist mein Chemiestudium vorbei.“ „Waaaaaaaaaas? Wegen Mathe??“
Herr Schussel ist schockiert. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich Mathe beim 2. Versuch bestehen werde. Gut, dass ich nicht auf ihn gehört habe und kein Mathe studiere.
Der Hausmeister fährt mit dem Auto an uns vorbei. Was wir noch nicht wissen ist, dass der Hausmeister die Hintertür zugemacht hat, die Herr Schussel absichtlich offen gelassen hat, damit wir wieder rein können. Ein paar Minuten später stehen wir vor der verschlossenen Tür. Herr Schussel hat keinen Schlüssel für das Schulgebäude, obwohl er den Schulleiter mehrmals darum gebeten hat.
„Und was machen wir jetzt, Herr Schussel?“
„Jetzt schmeiße ich Steine ans Fenster.“
Und ich habe gedacht das wäre ein Witz.
Aber Herr Schussel sucht sich wirklich eine handvoll Steine und wirft sie gegen die Fenster. Oder besser gesagt: daneben. xD
Herr Schussel holt noch mehr Steine. Drinnen sind noch mind. 5 Schüler und eine Lehrerin, die uns nicht bemerken. Es ist kalt, ich habe keine Jacke an und friere. Aber ich kann mich kaum halten vor Lachen! Herr Schussel versucht erst die Schüler mit Pfeifen auf sich aufmerksam zu machen. Dann wirft er Steine neben die Fenster. Eine Frau geht mit ihren 3 knöchelgroßen Hunden an uns vorbei. Herr Schussel will gerade einen Stein werfen, als alle Hunde ihn anbellen und auf ihn losgehen. Herr Schussel rennt vor den kleinen Hunden weg und hat sich fast zu Tode erschreckt. Wie sollte ich bei dem Anblick ernst bleiben? Das sind die Momente im Leben, die ich gerne auf Video hätte, um sie mir immer und immer wieder anzusehen. XD
Plötzlich sieht ein Schüler zum Fenster raus. Ich winke wie wild und er öffnet das Fenster. Herr Schussel sagt ihm, er soll uns zum Hintereingang wieder reinlassen. Er geht zum Vordereingang. Dort ist eine Zwischentür, die ins Schloss fällt und ihn auch noch einsperrt. Manchmal ist die Schule wie ein Irrenhaus.
Meine Tante wurde auch mal in der Schule eingeschlossen. Sie hatte keine andere Wahl als im 1. Stock aus dem Fenster zu springen. Dem Hausmeister war das so unangenehm, dass er ihr danach jeden Wunsch erfüllt hat.
Als wir wieder drin sind, hole ich mir gleich meine Sachen. Jetzt sind alle weg außer Herr Schussel und ich.
„Haben Sie Hunger?“ Er bietet mir einen Schokoriegel an. „Ich habe gerade einen Bonbon im Mund. … Aber ich kann mir ja einen mitnehmen.“ =) Ich kann einfach nicht Nein zu Schokolade sagen. „Sie armer Student.“ Herr Schussel hat eben ein Herz für arme Studenten.
Da fällt ihm etwas ein. „Sie haben doch gesagt, Sie haben sich die Vorlesungen schöner vorgestellt.“ „Ja?“ „Das habe ich früher auch gedacht, aber wenn ich jetzt so in einem Hörsaal sitze, dann habe ich dieses Feeling…. Moment mal, Sie sind ja Studentin! Kann ich mal mit zu einer Chemievorlesung?“ „Ja, eigentlich schon. Die Profs interessiert das eh nicht und in dem großen Hörsaal fällt das auch nicht auf. Und es gibt auch viele Studenten, die ihre Freundin mitbringen oder die Mutti oder den Hund… da haben die Profs auch nichts dagegen.“ „Aber da sehe ich so alt aus…“ Plötzlich muss ich mir bildlich vorstellen, wie ich in der Vorlesung neben Herrn Schussel sitze. Verrückt. Und er hat die tolle Idee mit den Chemie-AG Schülern zur Weihnachtsvorlesung zu kommen. Das wäre für die Schüler echt cool.
„Was machen Sie lieber: Chemie oder Englisch?“, fragt Herr Schussel. Wir haben immerhin schon das Schulgebäude verlassen und stehen auf dem Lehrerparkplatz. Herr Schussel zündet sich wieder eine Zigarette an. „Ich mache beides gerne. Nur Erziehungswissenschaft finde ich blöd.“ Er hat dann wirklich noch eine Diskussion über Englisch angefangen, weil er absolut kein Sprachgefühl hat und bei Übersetzungen (wenn er mit seinem großen Sohn Hausaufgaben macht) Wort für Wort übersetzt und das keinen Sinn ergibt und überhaupt hat jedes Wort 300 verschiedene Bedeutungen und und und. Englisch ist für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Und wird es wahrscheinlich auch immer bleiben. Die Diskussion könnten wir sicher noch endlos weiterführen, aber das hat bei Herrn Schussel keinen Sinn. Und es ist schon nach 18.30 Uhr. „Herr Schussel, ich habe das Gefühl wir kommen hier nicht weiter.“
„Da haben Sie Recht. Und ich muss auch nach Hause. Kommen Sie in 2 Wochen wieder?“
Ich glaube schon. ;-)
Susi-q - 17. Mär, 23:03
Herr Schussel liefert aber auch mehr als genug Stoff zum Bloggen, auch wenn ich vieles gar nicht aufschreibe.
Unbedingt! =)