Donnerstag, 10. November 2011

Das erste Mal…Vertretungsunterricht

Englisch. 6. Klasse.
Bisher habe ich mir Englischunterricht (bzw. Nachhilfe) nicht zugetraut. Jetzt schon.
Optimistisch betrete ich das Zimmer. Die Hälfte der Kinder geht zu Mathe, der Rest hat das Vergnügen mit mir. =)
Im Nachhinein betrachtet würde ich einiges anders machen. Aber das ist sicher immer so.
Ich schreibe meinen Nachnamen an die Tafel, damit ich nicht
x-mal gefragt werde.
„Dürfen wie uns so hinsetzen wie wir wollen??“
Für die restlichen 30 Minuten, warum nicht. Ich will mal nicht so sein. (Das war wahrscheinlich mein erster Fehler)
Es wird schnell ruhig und ich kann anfangen.
Frau E. hat mir 2 Arbeitsblätter gegeben und sagte, ich könnte mit einer Wiederholung anfangen. Das tue ich auch. Die Kinder sind ruhig, hören zu und arbeiten mit.
Eine traumhafte Arbeitsatmosphäre.
Danach teilte ich die Blätter aus und sah mir das Blatt mit den Kindern zusammen an. Die Kinder haben sich oft gemeldet, um die Sätze vorlesen oder ins Deutsche übersetzen zu dürfen.
Ha, ich bin voll die geborene Lehrerin! =D
Dachte ich.

Bis dahin lief es auch wirklich super, aber dann…
Ich hoffe, es lag vor allem an der Aufgabe (Sätze schreiben!) und der völlig fremden Unterrichts-Situation. Der zweite Teil der Stunde war aber eine echte Bewährungsprobe für mich.
Plötzlich waren die Kleinen alles Andere als lieb.
Ein Mädchen stellte ihre Cornflakes vor sich auf den Tisch und fing an zu essen. Ich bemerke das und denke, das ist doch nicht ihr Ernst. So souverän wie möglich gehe ich zu ihr, sage ihr toternst, dass sie sich die Cornflakes nach der Stunde bei mir abholen kann und stelle sie auf das Lehrerpult. 10 Minuten lang saß sie absolut fassunglos auf ihrem Platz und hatte einen Gesichtsausdruck der sagte: „die böse Frau hat mir mein Essen weggenommen, was soll ich jetzt nur tun?“ Ein Junge in der letzten Reihe malte die restliche Zeit lang auf seinem Hefter, mit der Begründung „er findet keine Sätze.“ Ich bleibe ganz ruhig und gebe mir Mühe, ihn zum Schreiben zu motivieren, aber vergeblich.
Die 4 Jungs auf den vorderen Plätzen quatschen auch ständig, aber immerhin schreiben sie ab und zu ein paar Sätze. Die 3 Jungs am Fenster sind auch sehr beschäftigt, nur nicht mit der Übung. Einer hat auf die Rückseite seines Blattes ein paar Brüste gezeichnet, was sehr zur Belustigung seiner Freunde geführt hat. Es schien ihm aber doch ein bisschen peinlich zu sein, dass ich seine Zeichnung sehe und hat sie später wegradiert. Er hat sich angeblich auch schwer mit den Sätzen getan.
„Ok, pass auf: ich bleibe jetzt so lange bei dir, bis du einen Satz gefunden hast!“
„Ok“, sagt er und setzt sich direkt gerade hin, schaut konzentriert auf seinen Zettel und sucht angestrengt nach einem Satz. Er liest ihn stückchenweise laut vor.
„Und was musst du bei der Verbform beachten?“
„-ing!“
„Richtig! Aufschreiben!“
Ich schaue wieder zu den Anderen. Ein Mädchen meldet sich. Ich laufe zu ihr hin und helfe ihr. Sie ist eine von den 4 Schülern, die ruhig und konzentriert arbeiten.
Ich hoffe das ist ein Zeichen dafür, dass ich nicht ganz versagt habe. ^^
Aber es ist echt schwierig, auf 15 Kinder gleichzeitig zu achten. Und das war ja nur die Hälfte der Klasse. Ich kann mir geregelten Unterricht mit 30 Kindern momentan nur schwer vorstellen.
Aber das kommt sicher mit der Zeit und der Erfahrung.
(Hoffe ich...)
Jetzt haben mir die 15 auch schon gereicht, wie sehr die ihre Grenzen ausgetestet haben… aber trotzdem habe ich gespürt, dass ein gewisser Respekt da war.
Irgendwann klingelte es, und darüber war ich mit Sicherheit mehr erleichtert als die Kinder. xD
Außer vielleicht das Cornflakes-Mädchen, die beim Klingeln aufgesprungen ist und als Erstes zum Lehrerpult lief, um ihre Cornflakes wieder zu holen. Nur irgendwie habe ich dieses schlechte Gefühl, als hätte ich auf ganzer Linie versagt…

Was solls, ich denke positiv: alle haben es überlebt (auch ich) und sind unverletzt.
(Stunden)Ziel erreicht!

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