Frust und Prüfungsangst
Es klingelt zum Matheunterricht.
Unsere Mathelehrerin beginnt wie immer lächelnd den Unterricht. Wie man sich so auf Mathe freuen kann, ist mir ein Rätsel.
Frau Seifert: „Noch 5 Wochen, dann beginnen Ihre Prüfungen!“
Ich kann es kaum erwarten…
Frau Seifert: „Als erstes haben Sie die Deutsch- und die Englisch-Prüfungen... ...und Mathe ist so ziemlich das Letzte…“
Ich: „Das stimmt! Entschuldigung.“
Frau Seifert: „Wir sind mit der Prüfungsvorbereitung soweit fertig. Wir liegen also super in der Zeit. Sie brauchen sich gar keine großen Gedanken zu machen!“
Sie lächelt uns immer motivierend an.
Hätte sie uns nicht eben sämtliche Prüfungstermine um die Ohren geschlagen und deutlich gemacht, dass es in nur 5 Wochen richtig ernst wird, hätte uns das vielleicht wirklich etwas beruhigt. So hat sie mich und die Anderen total nervös gemacht.
Immerhin bekommen wir dann noch ein Lob:
Frau Seifert: „Ich war gestern bei einer Tagung und habe mich mit anderen Mathelehrern unterhalten. Die hatten dieselbe Idee wie ich, nämlich die hilfsmittelfreien Aufgaben für das Vorabi aus ehemaligen Prüfungen zusammenzustellen…“
Im Hilfsmittelfreien Teil gibt es 20 BE. In unserem Jahrgang haben wir durchschnittlich deutlich mehr als die Hälfte erreicht. Wir sind auch sehr zufrieden damit. In den anderen Schulen erreichten die Schüler durchschnittlich nicht einmal die Hälfte.
Frau Seifert: „Sie sind also richtig gut!“
Es dauert ein paar Sekunden bis das Lob bei uns ankommt. Wir sind das einfach nicht gewöhnt.
Im Leistungskurs sieht das allerdings anders aus:
Die meisten Schüler machen keine Hausaufgaben bzw. schreiben sie schnell in der Pause ab, obwohl sie nicht mal die Grundlagen richtig beherrschen.
Herr Schussel ist deshalb extrem frustriert. Und in 2 Wochen schreiben wir das Vorabi.
Im Unterricht merke selbst ich das, was den Wissenstand meiner Mitschüler angeht, es schlecht aussieht. Herr Schussel sieht schwarz.
Nach dem Unterricht unterhalte ich mich noch mit ihm.
Herr Schussel: „Ich hatte noch nie so viel Angst vor einer Prüfung! Sie können die einfachsten Dinge nicht! Also nicht Sie, aber ihre Mitschüler!“
So wie ich ihn kenne, zweifelt er viel zu sehr an sich selbst und er ist deutlich frustriert über die schlechten Leistungen.
Ich: „Ja, aber da können Sie doch nichts dafür, wenn die nicht lernen. Und das ist nicht Ihr Problem! Das ist deren Sache. Sie haben ihr Abitur ja schon!“
Herr Schussel: „Ja, aber das ist meine Arbeit der letzten 3 Jahre!“
Ich kann seinen Frust verstehen. Aber er nimmt das trotzdem zu persönlich.
Er hat Angst vor der Prüfung. Wir nicht. Für die meisten von uns ist die Prüfung noch weit weg. Und wir schieben die Vorbereitung vor uns her bis es nicht mehr geht.
Im dieser Stunde fragt mich meine Banknachbarin: „Haben wir eigentlich schon mit der Prüfungsvorbereitung angefangen?“
Die Frage verschlägt mir ehrlich die Sprache. Meint sie das jetzt ernst? Wartet sie auf eine schriftliche Extra-Einladung oder was? Sich zu Hause hinzusetzen und den Stoff der letzten Jahre zu wiederholen wird sie jawohl von alleine hinbekommen. Abgesehen davon machen wir mit Herrn Schussel seit Beginn des Schuljahres regelmäßig Prüfungsvorbereitung… sie war auch immer anwesend, aber inhaltlich scheint es an ihr vorbeigegangen zu sein…
Sie wartet ernsthaft darauf, dass Herr Schussel sagt „Wiederholen Sie dies und das.“
Ich bin sprachlos…
Am Ende der Unterrichtsstunde sagt uns Herr Schussel aber wirklich, welche Themen wir bis nächste Woche wiederholen sollen. Zum Glück, sonst würde einige wohl nie anfangen mit lernen…
Ich muss jetzt mal noch meinen Frust über unseren Taschenrechner wegschreiben…
Wir haben einen ach-so-tollen Taschenrechner mit vielen nützlichen Programmen, die wir nie benutzen und auch kein Mensch braucht. Und er ist zur Prüfung zugelassen. Dieses hochmoderne Teil ist sogar in der Lage, Dokumente zu speichern. Man kann sich daher alles Wichtige einspeichern.
Also ein legaler Spickzettel für die Prüfung.
Der Witz ist: Die Prüfung ist so aufgebaut, dass man von uns auch erwartet, dass wir uns wirklich alles einspeichern.
Ich weigere mich das zu machen. Ich finde, es ist Zeitverschwendung (es dauert ungelogen eine Ewigkeit alles einzutippen und die Zeit fehlt dann zum Lernen),
ineffektiv (man lernt absolut nichts beim Eintippen) und überhaupt total schwachsinnig.
Ich will mir nichts einspeichern, aber ich fühle mich dazu gezwungen. Auch Herr Schussel sagt, es ist sehr unklug, wenn man sich nichts einspeichert.
Ich könnte mich weigern und es nicht machen. Aber wenn ich dann in der Prüfung sitze und werde nach Fakten gefragt, die im Grunde völlig unwichtig sind und ich die nicht weiß und habe mir nichts dazu eingespeichert… dann würde ich mich ärgern. Und mir würden vllt. wichtige Punkte fehlen…aber ich bin zu Stolz zum Spicken…ich habe das nicht nötig… aber ich werde ja dazu genötigt...ein Teufelskreis.
Um es kurz zu machen: Ich HASSE diesen Taschenrechner!
2 Tage später…
Herr Schussel sagt, wir sollen zu Hause mit dem Einspeichern anfangen…
Tom meint, er hätte keine Zeit sich alles im Taschenrechner einzuspeichern oder so…
Herr Schussel: „Das ist mir egal! Das ist ihr Problem! Ich habe mein Abitur schon!“
Das kommt mir so bekannt vor… als hätte ich es schon mal gehört. ;-)
Unsere Mathelehrerin beginnt wie immer lächelnd den Unterricht. Wie man sich so auf Mathe freuen kann, ist mir ein Rätsel.
Frau Seifert: „Noch 5 Wochen, dann beginnen Ihre Prüfungen!“
Ich kann es kaum erwarten…
Frau Seifert: „Als erstes haben Sie die Deutsch- und die Englisch-Prüfungen... ...und Mathe ist so ziemlich das Letzte…“
Ich: „Das stimmt! Entschuldigung.“
Frau Seifert: „Wir sind mit der Prüfungsvorbereitung soweit fertig. Wir liegen also super in der Zeit. Sie brauchen sich gar keine großen Gedanken zu machen!“
Sie lächelt uns immer motivierend an.
Hätte sie uns nicht eben sämtliche Prüfungstermine um die Ohren geschlagen und deutlich gemacht, dass es in nur 5 Wochen richtig ernst wird, hätte uns das vielleicht wirklich etwas beruhigt. So hat sie mich und die Anderen total nervös gemacht.
Immerhin bekommen wir dann noch ein Lob:
Frau Seifert: „Ich war gestern bei einer Tagung und habe mich mit anderen Mathelehrern unterhalten. Die hatten dieselbe Idee wie ich, nämlich die hilfsmittelfreien Aufgaben für das Vorabi aus ehemaligen Prüfungen zusammenzustellen…“
Im Hilfsmittelfreien Teil gibt es 20 BE. In unserem Jahrgang haben wir durchschnittlich deutlich mehr als die Hälfte erreicht. Wir sind auch sehr zufrieden damit. In den anderen Schulen erreichten die Schüler durchschnittlich nicht einmal die Hälfte.
Frau Seifert: „Sie sind also richtig gut!“
Es dauert ein paar Sekunden bis das Lob bei uns ankommt. Wir sind das einfach nicht gewöhnt.
Im Leistungskurs sieht das allerdings anders aus:
Die meisten Schüler machen keine Hausaufgaben bzw. schreiben sie schnell in der Pause ab, obwohl sie nicht mal die Grundlagen richtig beherrschen.
Herr Schussel ist deshalb extrem frustriert. Und in 2 Wochen schreiben wir das Vorabi.
Im Unterricht merke selbst ich das, was den Wissenstand meiner Mitschüler angeht, es schlecht aussieht. Herr Schussel sieht schwarz.
Nach dem Unterricht unterhalte ich mich noch mit ihm.
Herr Schussel: „Ich hatte noch nie so viel Angst vor einer Prüfung! Sie können die einfachsten Dinge nicht! Also nicht Sie, aber ihre Mitschüler!“
So wie ich ihn kenne, zweifelt er viel zu sehr an sich selbst und er ist deutlich frustriert über die schlechten Leistungen.
Ich: „Ja, aber da können Sie doch nichts dafür, wenn die nicht lernen. Und das ist nicht Ihr Problem! Das ist deren Sache. Sie haben ihr Abitur ja schon!“
Herr Schussel: „Ja, aber das ist meine Arbeit der letzten 3 Jahre!“
Ich kann seinen Frust verstehen. Aber er nimmt das trotzdem zu persönlich.
Er hat Angst vor der Prüfung. Wir nicht. Für die meisten von uns ist die Prüfung noch weit weg. Und wir schieben die Vorbereitung vor uns her bis es nicht mehr geht.
Im dieser Stunde fragt mich meine Banknachbarin: „Haben wir eigentlich schon mit der Prüfungsvorbereitung angefangen?“
Die Frage verschlägt mir ehrlich die Sprache. Meint sie das jetzt ernst? Wartet sie auf eine schriftliche Extra-Einladung oder was? Sich zu Hause hinzusetzen und den Stoff der letzten Jahre zu wiederholen wird sie jawohl von alleine hinbekommen. Abgesehen davon machen wir mit Herrn Schussel seit Beginn des Schuljahres regelmäßig Prüfungsvorbereitung… sie war auch immer anwesend, aber inhaltlich scheint es an ihr vorbeigegangen zu sein…
Sie wartet ernsthaft darauf, dass Herr Schussel sagt „Wiederholen Sie dies und das.“
Ich bin sprachlos…
Am Ende der Unterrichtsstunde sagt uns Herr Schussel aber wirklich, welche Themen wir bis nächste Woche wiederholen sollen. Zum Glück, sonst würde einige wohl nie anfangen mit lernen…
Ich muss jetzt mal noch meinen Frust über unseren Taschenrechner wegschreiben…
Wir haben einen ach-so-tollen Taschenrechner mit vielen nützlichen Programmen, die wir nie benutzen und auch kein Mensch braucht. Und er ist zur Prüfung zugelassen. Dieses hochmoderne Teil ist sogar in der Lage, Dokumente zu speichern. Man kann sich daher alles Wichtige einspeichern.
Also ein legaler Spickzettel für die Prüfung.
Der Witz ist: Die Prüfung ist so aufgebaut, dass man von uns auch erwartet, dass wir uns wirklich alles einspeichern.
Ich weigere mich das zu machen. Ich finde, es ist Zeitverschwendung (es dauert ungelogen eine Ewigkeit alles einzutippen und die Zeit fehlt dann zum Lernen),
ineffektiv (man lernt absolut nichts beim Eintippen) und überhaupt total schwachsinnig.
Ich will mir nichts einspeichern, aber ich fühle mich dazu gezwungen. Auch Herr Schussel sagt, es ist sehr unklug, wenn man sich nichts einspeichert.
Ich könnte mich weigern und es nicht machen. Aber wenn ich dann in der Prüfung sitze und werde nach Fakten gefragt, die im Grunde völlig unwichtig sind und ich die nicht weiß und habe mir nichts dazu eingespeichert… dann würde ich mich ärgern. Und mir würden vllt. wichtige Punkte fehlen…aber ich bin zu Stolz zum Spicken…ich habe das nicht nötig… aber ich werde ja dazu genötigt...ein Teufelskreis.
Um es kurz zu machen: Ich HASSE diesen Taschenrechner!
2 Tage später…
Herr Schussel sagt, wir sollen zu Hause mit dem Einspeichern anfangen…
Tom meint, er hätte keine Zeit sich alles im Taschenrechner einzuspeichern oder so…
Herr Schussel: „Das ist mir egal! Das ist ihr Problem! Ich habe mein Abitur schon!“
Das kommt mir so bekannt vor… als hätte ich es schon mal gehört. ;-)
Susi-q - 18. Mär, 23:30